BRIGITTE-Arbeitgeberstudie 2022

Hamburg | 28.09.2022
Auch in diesem Jahr hat sich BRIGITTE gemeinsam mit TERRITORY Embrace auf die Suche nach den besten Unternehmen für Frauen gemacht. Dafür wurden HR-Abteilungen und Geschäftsführungen von Firmen in ganz Deutschland bereits zum fünften Mal aufgefordert, einen Online-Fragebogen mit 80 Fragen auszufüllen. Abgefragt wurden die Bemühungen der Firmen beim Thema Gleichstellung in fünf Bereichen: Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Flexibilität der Arbeit, Maßnahmen zur Karriereförderung sowie der Stellenwert von Transparenz und Gleichstellung.

In der Kategorie ‚Frauenpower‘ wurde außerdem bewertet, wie hoch der Frauenanteil in Führungspositionen ist und welche Quoten sich die Firmen hier gesetzt haben. In jedem Bereich konnten die Unternehmen ein bis fünf Punkte erreichen. Insgesamt erhielten 167 von 281 Unternehmen Spitzenbewertungen von vier oder fünf Sternen.

HOHES MASS AN FLEXIBILITÄT – ABER BITTE NICHT ZUM NACHTEIL DER FRAUEN

Die Umfrage zeigt, dass sich bei der Flexibilität der Arbeit viel getan hat: Mittlerweile bieten fast alle befragten Unternehmen (98 Prozent) Homeoffice an – 2018 waren es noch 86 Prozent. Zudem ermöglicht jede fünfte Firma (18 Prozent) einen frei wählbaren Arbeitsort. 14 Prozent bieten komplett flexible Arbeitszeiten. Doch die neue Freiheit kann auch nach hinten losgehen – oft zu Lasten von Frauen, weil die aus Vereinbarkeitsgründen solche Angebote häufiger nutzen: Wer im Büro nicht präsent ist, wird von Vorgesetzten leichter übersehen. Überstunden sind im Homeoffice verbreiteter als im Büro. Die BRIGITTE-Studie ging deshalb auch der Frage nach, wie die Firmen hier gegensteuern. Ergebnis: Vielen Studienteilnehmenden scheint die Problematik grundsätzlich bewusst zu sein. So gaben 82 Prozent an, sie hätten gezielt Maßnahmen entwickelt, um Heimarbeitende gegenüber Mitarbeitenden im Büro nicht zu benachteiligen). Konkrete Regelungen, um Überstunden im Homeoffice zu verhindern, gibt es bislang jedoch nur vereinzelt.

 

ENGAGEMENT FÜR FAIRE VERTEILUNG DER SORGEARBEIT GESTIEGEN

Aus der Studie geht auch hervor, dass die befragten Unternehmen von Jahr zu Jahr mehr Anreize schaffen, um Familien bei der fairen Verteilung der Sorgearbeit zu unterstützen. 38 Prozent der Unternehmen gaben beispielsweise an, Jobsharing bis in die höchsten Hierarchieebene anzubieten, 2020 waren es lediglich 15 Prozent. Zudem stellt jede dritte befragte Firma (36 Prozent) Väter zusätzlich zur gesetzlichen Elternzeit nach der Geburt des Kindes bezahlt frei. Immer beliebter werden auch finanzielle Anreize, um die Sorgearbeit fairer unter beiden Eltern aufzuteilen – etwa wenn beide Elternteile sich für eine vollzeitnahe Teilzeit entscheiden.

 

ZU WENIG FRAUEN IN FÜHRUNGSPOSITIONEN

Nachholbedarf besteht weiterhin beim Frauenanteil in Führungspositionen: Bei den befragten Unternehmen liegt der durchschnittliche Frauenanteil auf der ersten Führungsebene nur bei 27 Prozent (2021: 26 Prozent), während die Gesamtbelegschaft im Schnitt zu 50 Prozent weiblich ist. Die Höchstpunktzahl in der Kategorie „Frauenpower“, die bewertet wie durchlässig die Hierarchien für Frauen in Firmen sind, erreichten nur 26, der insgesamt 281 befragten Unternehmen. Ohne Chef*innen, die Frauen bewusst fördern und in die obersten Führungsetagen lassen, werde es daher noch lange dauern wird, bis Führungspositionen paritätisch besetzt sind – so das Fazit des Beirats der BRIGITTE-Studie. Dem Gremium, das auch den Fragebogen der Studie mitentwickelt hat, gehören fünf renommierte Expertinnen an: Die mehrfache Aufsichtsrätin und Senior Advisor Janina Kugel, die Wissenschaftliche Leiterin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Hans-Böckler-Stiftung Prof. Dr. Bettina Kohlrausch, die Fair Pay-Expertin Henrike von Platen, Ana-Cristina Grohnert Vorstandsvorsitzende der Arbeitgeberinitiative „Charta der Vielfalt“, und Susanne Hüsemann, Geschäftsführerin von Queb, dem Bundesverband für Employer Branding, Personalmarketing und Recruiting.

Eine Übersicht aller 167 Betriebe mit Spitzenbewertungen von vier oder fünf Sternen sowie weiterführende Ergebnisse und Informationen zur Studie sind in der aktuellen Ausgabe der BRIGITTE zu finden.

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Marius Darschin
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